Nepal-Guide Ashoks Aufenthalt in Österreich

Ashok Aryal, Guide aus Nepal, war zu Gast in Österreich, um Land und Kultur seiner Nepal-Gäste persönlich kennenzulernen. Viele Personen boten an, ihn zu sich einzuladen – einige wenige bekamen den „Zuschlag“. Hier die fünf wunderbaren Berichte:

Fünfter Bericht: Eindrücke von Petra

Eine Station bei seinem Europa-Aufenthalt führte Ashok für eine Woche nach München. Auf die Frage von Freunden, wo Ashok und ich uns kennengelernt haben, hat die Antwort „Am Bahnhof“ zugegebener Maßen für Lacher gesorgt. Aber tatsächlich, als ich Ashok am Bahnhof abholte, war das unser erster Kontakt – und wie sich im Laufe der nächsten Woche herausstellte, passte es glücklicherweise ganz gut mit uns.

Von der langen Anreise aus dem Burgenland etwas müde, sind wir dann direkt nach Hause gefahren, um den Nachmittag und Abend in Ruhe zu verbringen und uns etwas kennenzulernen. Am nächsten Tag haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg gemacht, um die Stadt zu Fuß zu erkunden: vom 60er-Stadion über den Rosengarten die Isar entlang in die Stadt, zum Viktualienmarkt, Marienplatz und Hofgarten, weiter zur Surferwelle und dann quer durch den Englischen Garten zur Nachmittags-Rast im Biergarten am Seehaus. Nach einem leider nicht ganz so leckerem Hendl, dafür aber einem umso besseren Bier, ging es weiter durch Schwabing, vorbei an den Pinakotheken, zum Stachus und über die Einkaufsstraße mit Live-Musik zur Frauenkirche.

Die nächsten Tage haben wir es dafür deutlich ruhiger angehen lassen: ausschlafen, gemütlich Frühstück essen und danach in der Isar baden oder Ausflug an den Ammersee mit Dampferfahrt. An den folgenden Tagen war ich wieder arbeiten und Ashok hatte „frei“. Die Tage hat er auch tatsächlich ruhig zu Hause verbracht und vor allem durch Lesen und Fernsehen an der Verbesserung seiner Sprachkenntnisse gearbeitet. Die inzwischen schon 7-wöchige Reiserei und das damit verbundene Kennenlernen von immer neuen Leuten und viel Programm ermüden auch, da taten ein paar Tage Ruhe ganz gut.

Wenn ich am Nachmittag nach Hause gekommen bin, ging das tägliche (freiwillige!) gemeinsame Lese-Sprachtraining los mit Ashoks Standardfrage zur Aussprache: „War das fast richtig oder ganz richtig?“ und dem regelmäßigen Fazit: „Das ist nicht einfach!” Zum Abendessen haben wir uns dann immer selber etwas Leckeres gezaubert. Danach haben wir das schöne Wetter meist noch genutzt, um einen Spaziergang zu machen, in eine Strandbar oder einen Biergarten zu gehen oder Musik im Olympiapark zu hören, mit anschließendem Feuerwerk.

Unsere Woche in München ist schneller vorübergegangen als gedacht und schon war es an der Zeit, weiterzuziehen. Gemeinsam sind wir in den Dachstein gefahren, um dort mit insgesamt 10 Leuten, die Ashok teilweise schon von seinem Aufenthalt in Österreich kannte, ein paar schöne Tage zu verbringen.

 

 

Vierter Bericht: Eindrücke von Linda und Michael

„Ein schwaches Schwein kann schwer nach Schweden schwimmen!“ –  Wir lachen viel bei derartigen Sprechübungen und anderen „Zungenbrechern“ und immer fällt uns noch etwas Verrückteres ein. Ashok kann gar nicht genug davon kriegen und ist unermüdlich im Verbessern seiner Aussprache.

Ein paar Tage verbringt Ashok in unserem Ferienhaus in Breitenbrunn am Neusiedler See – ein nepalesischer Bergführer, der sich meist zwischen 3000m und 7000 m bewegt, im flachsten Bundesland Österreichs!  Da können wir ihm einiges bieten, was er noch nie gesehen und gemacht hat, zum Beispiel:

– Schwimmen im einzigen Steppensee Österreichs, wo Ashok seine in Österreich erworbenen Schwimmfähigkeiten ausprobieren und verbessern kann. Was ihn hier sehr beruhigt, sind das flache Wasser und die Möglichkeit, immer wieder kurz Boden unter den Füßen zu fühlen

– Vogelbeobachtungen im Seewinkel – wir sehen Kiebitze, Stelzenläufer, Uferläufer, Schwäne, Graugänse, Störche …

– Radtouren entlang des Sees, durch die Weingärten und im Lackengebiet des Seewinkels

Ich habe nach meinem Nepalaufenthalt (Februar 2016) viel in der Familie und im Freundeskreis über das Land, meine Empfindungen und Erfahrungen erzählt.  Kein Wunder also, dass das Interesse an einem Kennenlernen Ashoks und einem direkten Kontaktaustausch sehr groß ist:

– Unsere Freunde Tina und Bernhard sind schon beim Empfang am Bahnhof dabei.

– Michaela, Wolfgang, Frederic, Felix, Florian und Lisa organisieren ein großes „Nepal meets Münchendorf“–Familien-Grillfest. Hier werden dann auch gleich Adressen zwischen Ashok und der Jugend getauscht.

– Mit Ingrid bummeln wir über den Wiener Naschmarkt, schlecken (schon wieder ein schwierig auszusprechendes Wort für Ashok) Eis vom „besten“ Eissalon Wiens und landen dann spontan (wegen plötzlichen Regen) im Kino. Der Kinobesuch gefällt ihm. Er hat keine Probleme, den Film zu verstehen.

– Bei einer Radtour entlang des Neusiedler Sees sind wir zu zehnt unterwegs. Gut gelaunt wird geradelt, getratscht, gelacht …

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Einen großen Eindruck hinterlässt Ashok bei einem Vormittagsbesuch im mobilen Tageshospiz der Caritas in Alt-Erlaa, wo Michael ehrenamtlich tätig ist. Mit großem Interesse verfolgen die Tageshospiz-Gäste und die Betreuer seine Erzählungen über sich selbst und das Leben in Nepal. Immer wieder kommen viele Fragen, viel Staunen …  Und wieder wird auch viel gelacht. Als Ashok – aus gegebenen Anlass – dann auch noch spontan ein nepalesisches Geburtstagslied bzw Segenslied singt, hat er endgültig alle Herzen erobert.

Sein erstes Wiener Schnitzel und einen Radler genießt er in Illmitz während einer Radtour. Auch Palatschinken kostet er. Aber am besten schmeckt es ihm, wenn ich daheim ganz einfach viel Reis und viel Gemüse (am besten sehr scharf) koche. Da steht er gern neben mir in der Küche, rührt in der Pfanne um und freut sich so richtig auf das Essen.

Immer wieder ergeben sich lange Gespräche. Wir lernen viel über Nepal, die Kultur, die Geschichte, die Lebensweisen, die Gebräuche und Traditionen. Ashok weiß viel.

Gemeinsam hören wir eine Radiosendung über Nepal, in der unter anderem über die lebende Göttin Kumari berichtet wird – Ashok kann uns auch dazu viele weitere Informationen geben. Aber wir spüren auch, wie wissbegierig er unsere Ansichten, Lebensweisen, Interessen in sich aufsaugt.  Es ist ein ständiges Geben und Nehmen.

So viele Unterschiede, so viele Fragen: Ist unser Luxus wirklich erstrebenswert? Was brauche ich für ein zufriedenes Leben? Gibt es den Begriff „Neid“ in Nepal? …..

Es war eine bereichernde Zeit für uns alle. Ashoks herzliches lautes Lachen klingt noch immer in unserem Haus.

 

Dritter Bericht: Eindrücke von Lea.

In den vier Tagen, in denen Ashok bei uns in Thalheim bei Wels war, haben wir über sein Land mindestens genauso viel gelernt wie er über unseres. Lange Gespräche über Trekkingrouten in Nepal, kulturelle Unterschiede, Klima und Landwirtschaft waren für beide Seiten sehr bereichernd. Ashok ist unglaublich interessiert, wissbegierig und lernt extrem schnell. Es war ihm ein großes Anliegen, seine bereits sehr guten Deutschkenntnisse und die Aussprache zu perfektionieren. Vor allem das „sch“, „ch“,  „f“ und „ü“ wurden bei unseren Ausflugsfahrten intensiv geübt.

Aufgrund der Schlechtwetterperiode in der Zeit in der Ashok bei uns war, mussten wir unsere geplanten Ausflüge in das Salzkammergut kurzfristig ändern. Wir besuchten stattdessen das Konzentrationslager Mauthausen, da er über diesen Teil unserer Geschichte unbedingt mehr erfahren wollte, und zeigten ihm das Wasserkraftwerk Jochenstein und die Barockstadt Schärding. Auch unsere nähere Umgebung haben wir mit dem Fahrrad erkundet. Aber was Ashok am meisten beeindruckt hat, war der traumhafte Ausblick auf die Schlögener Schlinge: die hügelige Landschaft im Innviertel und das Donautal.

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Zweiter Bericht: Eindrücke von Monika

Monika lernte Www-Guide Ashok Aryal, der derzeit auf Kulturaustausch in Österreich ist, im vergangenen Oktober beim Trekking in Nepal kennen und hat ihm ein paar ihrer Lieblingsorte in Wien und Niederösterreich gezeigt. Hier ihr Bericht:

Da ich in Purkersdorf, mitten im Wienerwald, wohne, habe ich mit Ashok einen Spaziergang zum Troppberg unternommen. Angesichts seiner vielen interessierten Fragen zu den verschiedensten Bäumen und sonstigen Pflanzen am Weg bin ich bald an meine botanischen Grenzen gestoßen.

Der Blick von der Aussichtswarte auf Wien und auf die bewaldete Hügellandschaft bis hin zu den Anfängen der Wiener Hausberge und ins Tullner Becken hat Ashok besonders gut gefallen. Wissbegierig fragte er, welches Getreide auf den umliegenden Feldern angebaut wird und wie die Bauern die Felder bewirtschaften. Als Abschluss unseres ersten Ausflugs gab es Kaiserschmarrn bei meinen Eltern im Garten, den Ashok bereits aus Nepal kennt und den auch wir bei unserer Trekkingtour serviert bekommen haben.

Beim Besuch des Tiergartens Schönbrunn sah Ashok viele Tiere erstmals in natura. Dabei wollte er genau wissen, welche Tierarten es bei uns in Österreich gibt, und erzählte mir von den bei ihm heimischen Arten. Einen bleibenden Eindruck hat sicherlich die Fütterung der Mähnenrobben bei Ashok hinterlassen. Auch die Ställe der Kühe, Schafe und Ziegen im Tirolerhof und die Bienenstöcke haben ihn sehr interessiert.

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Eine Wanderung zum höchsten Punkt Niederösterreichs durfte natürlich nicht fehlen, und so sind wir von Losenheim über den Fadensteig auf den Schneeberg aufgestiegen. Wir haben auf unserer Tour unter anderem eine Frau getroffen, die bereits selbst vor vielen Jahren in Nepal war und sich angeregt mit Ashok unterhalten hat. Was Ashok sehr beeindruckte: dass diese Frau, bereits Anfang 80, alleine Wanderungen in den Bergen unternimmt. Die Hüttenwirtin zeigte ihm in der Fischerhütte die Lager, erzählte aus dem Alltag auf der Hütte und lud uns auf einen Zirbenschnaps ein.

Die Abende haben wir, gemeinsam mit Eva (erster Bericht, mit Ashok in Wien), sowohl klassisch wienerisch beim Heurigen als auch mit Strandfeeling am Donaukanal ausklingen lassen.

Ich glaube, Ashok hat die gemeinsame Zeit genauso genossen wie ich.

 

 

Erster Bericht: Eindrücke von Eva.

Ich lernte Ashok im Oktober 2015 bei einer Trekking-Tour in Nepal kennen. Als ich erfuhr, dass im Zuge eines Kulturaustauschprogrammes in Österreich lokale Betreuer für ihn gesucht werden, meldete ich mich, um ihn für eine Woche in Wien aufzunehmen.

Am Samstag Abend, ich kam gerade noch von einer kleineren Bergtour zurück, brachte sein Betreuer Guenter Ashok direkt vom Flughafen zu mir. Erstaunlicherweise war er trotz des langen Fluges überhaupt nicht müde und fühlte sich in seinem Zimmer von Anfang an sehr wohl.

Er war erstaunt, dass ich alleine in meiner Wohnung lebe und meine Kinder, die auch in Wien sind, eigene Wohnungen haben. Ebenfalls beeindruckt war er von den vielen technischen Geräten wie Kaffeemaschine und Geschirrspüler … die ich ihm erklärte und die er erstaunlich schnell auch selbst bedienen konnte.

Den Rest des ersten Abends verbrachten wir damit, ein Fußballmatch (Österreich/Portugal) im Fernsehen zu verfolgen und über die Kommentatoren und Spielszenen hitzig zu diskutieren.

In der folgenden Woche war Ashok drei Tage mit mir im Pensionistenhaus Döbling, in dem ich als Bewegungstherapeutin arbeite. Er war erstaunt darüber, wie alte Menschen bei uns gepflegt und betreut werden. Seine Erzählungen über die Situation in Nepal und sein Leben dort, sowie die Situation alter Menschen in seiner Heimat haben bei den Bewohnern bleibenden Eindruck hinterlassen. Noch heute ist er Teil der Gespräche bei uns im Haus.

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Das nächste sehr emotionale Fußballmatch der Europameisterschaft (Österreich/Island) haben wir auf der Wiener „Summer Stage“ am Donaukanal verfolgt. Dabei lernte Ashok auch diesen Teil unserer Gesellschaft kennen. Junge Frauen und Mädchen, die in der Öffentlichkeit rauchen, kannte er bis dato nicht. Schon im Pensionistenhaus war er verwundert, dass die Mitarbeiter auch aus dem asiatischen Bereich stammen. Das Gemisch der Kulturen und Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde, die gemeinsam Spaß haben, faszinierte ihn.

Ausgesprochenes Glück hatte Ashok mit der Terminwahl des Wien-Aufenthaltes. Ein Besuch des Donauinselfestes war ein weiterer Höhepunkt. Nach einem Start im DC-Tower, der aufgrund der 60 Stockwerke besonderen Eindruck bei ihm hinterlassen hat, wanderten wir bis zur Ö3-Bühne bei der Floridsdorfer Brücke und ließen uns vom Gedränge auf den Wegen der Donauinsel treiben. Zwischen den Veranstaltungsbühnen und den vielen Ständen für Verpflegung, Schmuck, Tücher, Hüte, … brauchten wir dazu mehr als eine Stunde. Ashok kam mit der Menschenmenge, entgegen unserer anfänglichen Befürchtungen, sehr gut zurecht.

Ashok ist ein äußerst angenehmer Gast, bescheiden und sehr hilfsbereit. Das Bemühen sein Deutsch zu verbessern, und die Bitte, auf Fehler aufmerksam gemacht zu werden, signalisieren sein ernsthaftes Interesse. Am Samstag Vormittag wurde Ashok von Babsi in die Wachau mitgenommen.